Brasilien - Reise 2006
 
 
vom 28.10.2006 bis 19.11.2006

Wintereinbruch in der Schweiz!
Frühling in Brasilien!
„Ach ist das schön in Brasilien“
Dieser Satz und die Musik von „Banda Calypso“ begleiteten uns auf einem drei Wochen dauernden Trip durch Süd- Brasilien.

Für mich beginnt die Reise eigentlich schon im Herbst 2005.
Ich halte mich schon einige Wochen in Almunecar, Andalusien, auf.
Beim Abendessen erzählt Andy, gerade zurück von einem Brasilien- Trip, so begeistert von seiner Reise, dass ich spontan beschliesse:
„Da muss ich auch hin“
Und ich muss sagen, Andy hat nicht zu viel versprochen, er hat eher noch untertrieben.

Aber – zurück zum Anfang………….
Startplatz Pico Agudo
Am 28. Oktober dem europäischen Herbst entflohen, trafen wir, 13 Schweizer, Deutsche und Luxemburger um 5:30 früh auf dem Flughafen von Sao Paulo ein. Wir wurden von Andy Flühler und dem Fahrer Mauro abgeholt. Nachdem Gepäck und Gleitschirme verstaut waren, ging es los, Richtung Rio de Janeiro.
Wir sind schon ganz froh, dass Mauro´s Bus eine Klimaanlage hat – schliesslich sind wir aus dem mitteleuropäischen Herbst (am Tag nach meiner Abreise hat es in Bayern zum ersten Mal geschneit) mitten in den brasilianischen Spätfrühling gesprungen.
Einen ersten Stop legen wir am „Pico Agudo“, etwa auf halber Strecke zwischen Sao Paulo und Rio, ein, wo bei ca. 30 °C gleich ein erster Thermikflug absolviert wird.
Anschliessend geht die Fahrt direkt weiter nach Rio, wo wir in einem Hotel am Strand, nicht weit von der Copa Cabana, das erste Quartier bezogen.
Startplatz Rio
Nach einem ausgiebigen Test des Nachtlebens von Rio standen am nächsten Vormittag ein Briefing, und anschliessend Flüge von „Pedra Bonita“, dem bekannten Startplatz mitten in Rio auf dem Programm.
Dabei wird doppelstöckig gestartet:
Oben, von der Rampe, die Drachen, und ein Stockwerk darunter die Gleitschirme.
Startplatz Rio
über die Startreihenfolge verständigt man sich durch Zuruf:
Der Startwillige ruft die andere Stelle z. B. mit „Hey Delta“.
Wenn dann von der anderen Seite die Antwort „Bom Vol“ (guten Flug) kommt, ist der Start freigegeben. Nach Flug über die Stadt landet man am Landeplatz „Sao Conrado“ direkt am Strand.
Sao Conrado
Die Piloten stärkten sich entweder mit frischer Kokosmilch direkt aus der Nuss, oder mit ebenso frischer Caipirinha, während die zahlreichen einheimischen „Schirmpacker“ für drei bis fünf Real den Schirm und das Gurtzeug wieder im Packsack verstauten.

Nach einem Abstecher ins Thermikfluggebiet Petropolis und der obligatorischen Sightseeingtour Rio (Maracana, Christo, Copacabana usw.) ging es mit dem Flugzeug weiter in den tiefen Süden nach Porto Allegre, und von dort aus in die Region Sapiranga.

Dort verbrachten wir etwa eine Woche in den verschiedenen umliegenden Fluggebieten Nova Petropolis, Morro de Ferrabraz, Sierra Grande. Hier gab es für die verschiedenen Geschmäcker das jeweils richtige Gebiet. Angefangen vom Themikfliegen in 8- Meter- Bärten, über ruhige Abendthermik und Soaren bis zum Abwinken war für jeden etwas dabei.
Die obligatorischen morgendlichen Briefings von Andy begannen, wie fast auf der ganzen Reise, mit den Sätzen:

Startplatz Sapiranga
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Euch:
Die Gute:
Das Wetter ist schön!
Die Schlechte:
Ihr werdet ums Fliegen nicht herumkommen.“



  
Und das war wirklich nicht übertrieben:
Ein ausgedehnter Morgen-, Mittag-, und Abendflug, mit dazwischenliegendem Relaxen im Clubhaus des örtlichen Fliegerclubs waren beinahe schon Standard.
Vielen Dank in diesem Zusammenhang besonders an Edoardo und Marta für das gigantische Gala- Diner am vorletzten Abend.



Hier in Sapiranga, wie auch in allen Fluggebieten Brasiliens ist eine gute Start- und Landetechnik von Vorteil.
Wer nicht gut starten kann, findet sich bei den häufig starken Winden (thermisch oder dynamisch bedingt) sonst schnell in den, die Startplätze umgebenden, Bäumen, Sträuchern oder langen Dornen wieder.
Und jeden Tag einen Piloten daraus zu befreien, macht, abgesehen vom Verlust durchlöcherter T- Shirts, verkratzter Haut und Zeit, auch nicht wirklich Spass.


Ebenso obligatorisch ist ein GPS.
Bei Aussenlandungen ist es sonst ziemlich schwierig, gefunden zu werden.
Strassenkarten haben dabei so gut wie keinen Wert, und ein mehrstündiger Fussmarsch ist vorprogrammiert, denn ohne genaue (und richtige) Koordinatenangaben hat der Rückholer keine Chance, einen zu finden.

In Sapiranga hatten wir wunderbare Flüge mit z. T. Höhen von um 2000 m über dem Startplatz, und über weiten, geschlossenen Urwäldern, aus denen manchmal das Geschrei von Affen nach oben drang.

Das nächste Fluggebiet, das wir besuchten, war Florianopolis.
Florianopolis, die Hauptstadt der Provinz Santa Catarina, liegt direkt an der Atlantikküste.
Ihr vorgelagert ist eine grosse Insel, die mit der Stadt durch eine Brücke verbunden ist.
Auf dieser Insel bezogen wir Quartier in einem Hotel am Strand.
Nicht weit davon, ebenfalls am Strand, befinden sich zwei Startplätze, etwa fünf Kilometer voneinander entfernt. Sie sind nur durch einen jeweils ca. 20- minütigen Fussmarsch durch zum Teil dschungelartige Vegetation erreichbar. Eine durchaus schweisstreibende Angelegenheit, wenn man Temperaturen von über 30 °C, sowie eine ziemlich hohe Luftfeuchtigkeit bedenkt.
Andy
Als Lohn warten dann aber traumhafte, stundenlange Flüge über den Strand, oder weit auf´s beinahe schon kitschig wirkende, in allen türkisfarbenen Schattierungen leuchtende Meer hinaus.
Dabei wird durchaus noch bei laminarem 30 km/h- Wind gestartet.





Landung am Strand
Man landet am Strand, packt seine Siebensachen, und widmet sich dann dem gemütlichen Tagesausklang bei Landebier, Cai Pirinha, kleinen Snacks, oder einfach nur im Meer baden, in der Sonne liegen.
Samy











Oder man verfolgt das Strandleben.
Dabei soll, besonders bei manchen männlichen Reiseteilnehmern, das Vario wieder heftigst zu piepsen begonnen haben.













Nach einigen Tagen in dieser paradiesischen Umgebung brechen wir auf, zum letzten Ziel unserer Reise:
Atibaia – etwa eine Autostunde von Sao Paulo entfernt.

Für die etwa 450 km lange Strecke von Florianopolis nach Sao Paulo haben wir den einzigen wirklichen Regentag der Reise erwischt. Es nieselt zwar meistens nur, aber der Himmel ist bedeckt, und an Fliegen ist heute nicht zu denken. Somit sind auch die gut 10 Fahrstunden leichter zu verkraften. Brasilianische Autobahnen sind nicht unbedingt ein Eldorado für Tempo- Freaks. Wenn man mal 100 km/h fahren kann, ist das beinahe schon ein Ereignis. Im Schnitt geht es mit eher gemütlichen 60 km/h dahin.

Wir vertreiben uns die Zeit auf individuelle Weise: mit Musik (Banda Calypso), diversen Stops; die einen verkonsumieren zuvor gekaufte Alkoholika, andere schlafen etwas lauter. Die Fahrt vorbei an zum Teil riesigen Bananenplantagen inspiriert wieder andere zu so wichtigen Erörterungen wie:
„Wieviele Bananen essen die Einwohner von Sao Paulo täglich, und welche Strecke würde das ergeben, legte man alle diese Bananen längs aneinander. Wobei noch die Tatsache zu berücksichtigen wäre, dass man die Bananen vorher evtl. noch gerade klopfen müsste.“
Heraus kam dann, in gebogenem Zustand der Bananen, eine Strecke von ca. 4000 km. Das Ergebnis erhebt aber nicht Anspruch auf Richtigkeit, da es mit der überprüfung leichte Probleme gab.



Ankunft in Sao Paulo gegen 22:30 – Einchecken im Hotel – Duschen, und dann ab zum Abendessen in eine Churrascaria.

Eine kulinarische Besonderheit in Brasilien:
Man zahlt einen Fixpreis, deckt sich am Büffett mit einem Teller Vorspeisen, Salaten, Gemüsen usw. ein. Anschliessend wird der Tisch noch von den Kellnern mit Reis, Kartoffeln, Maniok zugepflastert, so dass kaum noch Platz für Bier, Cai Pirinha oder andere Getränke bleibt.
Dann beginnt die Parade der Fleischspiesse:
Jeder Kellner erscheint mit einem anderen Spiess mit Fleisch; Geflügel, Schwein, Kalb, Rind, Rinderlende, -Filet, -Brust, mit Knoblauch, Käsekruste, -Natur, und, und, und……….
Sehr beliebt sind auch am Spiess gegrillte Geflügelherzen.
Der Gast sagt nur noch, welches Stück er gerne hätte, und es wird frisch vom fertig gegrillten Spiess gesäbelt. Man sollte dabei nur auf seine Finger achten; es soll schon vorgekommen sein, dass man im Eifer des Gefechtes beinahe einen Zeigefinger verliert. (Andy, wie geht es Deinem? Ist er schon wieder heil?)
Auf diese Art geht es in einem ewigen Kreislauf dahin, bis man freiwillig die Waffen streckt. Nicht selten kann man so an einem Abend 20 oder mehr Fleischsorten essen. Zum Abschluss gibt es natürlich noch die diversen Nachspeisen, z. B. am Spiess gegrillte ganze Ananas mit Zimt. Und das alles, inclusive Getränke, bekommt man je nach Gegend (Stadt oder Land) für 25 bis 60 Real. Der Kurs steht momentan bei ungefähr bei 2,5 Real pro Euro. Solcherart gestärkt wünscht man sich nur noch einen nicht allzu langen Weg zurück ins Hotelzimmer/Bett………….

Am nächsten Morgen, (die Sonne steht um 10:00 schon beinahe senkrecht am Himmel) die letzte Etappe der Reise:
Atibaia mit dem Fluggebiet Pedra Grande, ca. eine Autostunde nordöstlich von Sao Paulo. Schon von weitem erkennt man den Startberg, der seinem Namen „Grosser Felsen“ alle Ehre macht. Es ist ein riesiger, von Erosion und Wind rund und glatt geschliffener Felsen. Der Landeplatz befindet sich mitten in der Ortschaft. Auf dem Gelände befinden sich eine Flugschule mit Shop und Werkstatt, sowie der örtliche Club.
Wir wurden von beiden sehr freundlich aufgenommen, erhielten Infos, Tips, und der Flugschulbesitzer selbst besorgte uns ein Gästehaus für die übernachtung. Man kann wirklich sagen, wir fühlten uns die ganze Zeit eher als Freunde denn als Gäste behandelt.
Ob es z. B. Brasilianern ähnlich ergehen würde, wenn sie eine Flieger- Reise quer durch Mitteleuropa machen würden?????????????




Bei bestem Flugwetter verbrachten wir die letzten drei Tage in diesem Gebiet, und hatten buchstäblich bis zur Abreise noch wunderbare Thermikflüge. Am letzten Tag fliegen, landen, einpacken, duschen, und dann brachte uns Mauro mit dem Bus direkt zum Flughafen nach Sao Paulo.

Nach einem fast 12- stündigen Flug über knapp 10000 km trennen sich unsere Wege auf dem Züricher Flughafen, und die mitteleuropäische Kälte hat uns wieder.
Aber nur für kurze Zeit; fast alle treffen wir uns Weihnachten in Almunecar wieder.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals im Namen aller Teilnehmer bei Andy Flühler bedanken. Er hat die Reise perfekt organisiert, und durch seine Kontakte vor Ort zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.
 
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